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Unfall, Brand und Ammoniak

Elstertrebnitz. An diesem Sonnabend kommen gleich drei - inszenierte - Katastrophen auf einmal zusammen. Nachdem um 8.04 Uhr die erste Sirene heult, rücken insgesamt zwölf Fahrzeuge zur gemeinsamen Abschlussübung der Feuerwehren aus Elstertrebnitz, Groitzsch, Pegau und Wiederau aus.
Von hartmut karich
Ihr Ziel ist das große Betriebsgelände der Firma Schrott-Wetzel in Elstertrebnitz. Dort erwarten drei aufwändig errichtete Gefahren-Simulationen die insgesamt 54 Einsatzkräfte: ein schwerer Verkehrsunfall, auslaufendes Ammoniak nach einem Gefahrgut-Crash und ein Brand an der Schrottschere, bei dem eine Person im Gebäude vermisst wird.
Runde zwei Stunden später wird Einsatzleiter David Zühlke entspannt lächeln und sagen: "Klasse. Das war die erste gemeinsame Übung aller vier Wehren überhaupt, und das Zusammenspiel hat bei diesen wirklich schwierigen Aufgaben sehr gut funktioniert. Ein beruhigendes Gefühl für den Ernstfall."
Bis dahin ist es an diesem ungemütlichen, windig-regnerischen Morgen jedoch noch weit. Angespannt und konzentriert läuft Zühlke kurz nach acht über den weiten Hof, gibt per Funk knappe Anweisungen. Im Minutentakt rollen die Wehren der umliegenden Orte auf das Gelände.
Ganz hinten an der gewaltigen Schrott-Schere steht schon ein Elstertrebnitzer Löschfahrzeug. Ein Schlauch schlängelt sich vom Auto ins Gebäude. "Schnellangriff" nennen das die Feuerwehrleute. "Wir haben 600 Liter Wasser hier im Fahrzeug", erklärt René Nebrich. "Zwei Kameraden sind hinein ins Gebäude, um den Vermissten zu suchen und können in Notsituationen kleine Brandherde löschen." Rauchbomben simulieren drinnen das Brand-Szenario.
Ein unverwüstlicher Elo bewegt sich langsam Richtung Presse; Meter für Meter rollt der Schlauch von der Trommel. Kurz darauf füllt sich die dicke rote Schlange prall mit Wasser. Die Groitzscher rücken mit einem Tanklöschfahrzeug und ihrer Drehleiter an. "Gleich hinter zur Schere", ruft David Zühlke, der Wehrleiter von Elstertrebnitz. Ein zweiter Vermisster könnte sich im Haus befinden. Bald schwebt der stählerne Korb suchend nach oben.
Gleich vorn rechts neben dem großen Tor haben sich drei Autos ineinander verkeilt. In einem davon warten drei Eingeschlossene auf Hilfe. Ein roter Kombi liegt auf der Seite und versperrt die Fahrertür. Abschnittsleiter Marco Becher von der Pegauer Feuerwehr erklärt die Situation. "Keiner der Insassen ist ernsthaft verletzt, ihr Zustand ist stabil. Der Arzt hat grünes Licht für eine patientengerechte Rettung gegeben."
Der Fachausdruck meint, dass man die Fahrzeuge nun sorgfältig sichern und die Eingeschlossenen so schonend wie möglich retten kann. Mit einer Spezialsäge wird die Frontscheibe entfernt, mit Blechschere und Spreizer die Karosserie demontiert - Türen, Dach, ein hinterer Zugang zum Rücksitz. Jeder Handgriff sitzt, und bald liegen die Geretteten zur Erstversorgung auf der Trage.
In der Mitte des Hofes hat sich ein Kleinwagen mit der Schnauze unter den Kessel eines Gefahrguttransportes gebohrt. Eine Flüssigkeit läuft aus. Ammoniak, wie Kristin Hörner und Sebastian Heinichen in ihren Schutzanzügen mit den Messgeräten feststellen. "Die Flüssigkeit wird jetzt vom Hänger in die bereitgestellten Container gepumpt", erläutert Abschnittsleiter Nils Dykierski von der ortsansässigen Feuerwehr.
Ammoniak-Gefahr bereinigt, Scheren-Vermisster von Elstertrebnitzer Kameraden mit schwerem Atemschutzgerät gerettet, Unfallopfer in Sicherheit. "Das war auch für mich Neuland, eine so große Übung zu planen und zu leiten", strahlt Einsatzleiter Zühlke. Und er fügt hinzu: "Ein großes Dankeschön gilt der Firma Schrott-Wetzel, die uns erneut ihr Betriebsgelände zur Verfügung gestellt hat." Dafür gibt's anschließend vor versammelter Mannschaft ein Präsent für Henrik Wetzel von der Geschäftsführung, die nun die Gulaschkanone anrollen lässt. Ein aufregender Vormittag klingt entspannt aus.,

Hartmut Karich
Quelle: LVZ.de


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Veröffentlicht
10:24:09 08.11.2010